Genau wie bei anderen sexuellen Orientierungen möchten sich auch Demisexuelle vielleicht gegenüber ihrer Familie und ihren Freunden outen. Das kann eine unangenehme Situation sein, aber eine gute Vorbereitung kann einiges tun, um das Ganze einfacher zu machen.
Sollte ich mich als demisexuell outen?
Das ist ganz deine Entscheidung. Möchtest du dich outen? Wenn nicht, dann tu es nicht. Du versteckst oder verheimlichst nichts, du siehst einfach keinen Grund, dich zu outen. Du musst niemandem erzählen, dass du demisexuell bist, denn das ist eine persönliche Information. Wenn du dich aber outen möchtest, dann tu es. Wenn du dir nicht sicher bist, lass dir etwas Zeit und schau, wie du in ein paar Wochen oder Monaten darüber denkst.
Wie sollte ich mich vorbereiten?
Weil viele Leute nicht wissen, was Demisexualität ist, werden sie dir vielleicht Fragen stellen und du wirst es erklären müssen. Webseiten wie diese und die in den Links aufgeführten können dir helfen, gut informiert zu sein, damit du Fragen beantworten kannst, die die Leute vielleicht haben. Wenn du lieber keine Fragen beantworten möchtest, ist das auch okay. Du bist nicht verpflichtet, andere aufzuklären. Du kannst sie an eine Webseite wie diese weiterleiten, wenn sie mehr wissen möchten.
Geh sicher, dass du gut darüber nachgedacht hast, welcher Person du es erzählen möchtest. Werden sie deinen Wunsch respektieren, es keinem anderen zu erzählen, wenn du das nicht willst? Werden sie sich über dich lustig machen? Werden sie nicht mehr mit dir befreundet sein wollen? Es kann schwer sein, die Antworten auf diese Fragen sicher zu wissen, aber hoffentlich hast du eine gute Vorstellung davon, welche Reaktion du erhalten wirst. Es ist vielleicht gut, als erste Person jemanden zu wählen, der dich immer unterstützt und dem du dich nahe fühlst, damit er oder sie dir Tipps geben kann, wie du es anderen erzählen solltest.
Was sind die Risiken?
Die schlimmsten Fälle von Schwulen oder Lesben, die sich vor ihren Eltern outen, enden damit, dass sie aus dem Haus geworfen oder in für sie schädigende Therapien geschickt werden. Demisexuelle bekommen solche Reaktionen wahrscheinlich nicht, aber es bestehen gewisse Risiken, also geh sicher, dass du diese bedenkst. Das soll dir keine Angst machen – du sollst einfach nur wissen, was passieren könnte. Wenn du dir einigermaßen sicher bist, dass deine Eltern oder Erziehungsberechtigten so etwas nicht tun werden, hast du wahrscheinlich recht.
Wenn die Person, die du dir ausgesucht hast, dir nicht glaubt, erlebst du vielleicht ein Gefühl der Enttäuschung und des Verrats. Vielleicht fängst du an, deine Beziehung zu ihnen zu überdenken. Auch das ist ein Risiko, dessen du dir bewusst sein solltest. Du kannst testen, wie die Person reagieren wird, indem du Demisexualität zunächst als Thema anbringst, das nichts mit dir zu tun hat, obwohl es auch dann entmutigend sein kann, sollten sie negativ reagieren.
Selbst wenn die Person nur dein Bestes will, sagt sie vielleicht verletzende Sachen, einfach, weil sie es nicht besser weiß. Es ist wichtig, daran zu denken, dass sogar die verständnisvollste und hilfsbereiteste Person dich vielleicht unabsichtlich verletzt, einfach weil ihnen das Wissen fehlt.
Wie oute ich mich als demisexuell?
Eine der beliebtesten Methoden ist, es einfach in eine normale Konversation einzuflechten, wenn das Thema gerade passend ist: Beziehung, Sexualität, etwas in der Richtung. Die meisten Leute werden nicht wissen, was das bedeutet, also bereite dich vor, eine kurze Erklärung geben zu können, und beantworte dann weitere Fragen, wenn du dich damit wohl fühlst, oder leite sie an eine andere Quelle weiter.
Andere Methoden wären etwa eine SMS oder ein Anruf mit der Neuigkeit (was diese bedeutsamer erscheinen lassen kann), Demisexualität zunächst als allgemeines Thema anzubringen und danach zu erklären, dass es auf dich zutrifft, oder die Neuigkeiten auf einer Social Media Webseite zu posten (sei besonders vorsichtig und achte darauf, wer deinen Post sehen kann, wenn du dich dafür entscheidest). Du kannst auch jemand anderen bitten, es den Leuten für dich zu erzählen, aber vergewissere dich, dass dieser Jemand die Neuigkeiten richtig übermittelt und sie nur den Leuten erzählt, die du ihm oder ihr genannt hast.
Etwas anderes, was du im Kopf behalten solltest, ist, dass du das Wort demisexuell nicht unbedingt benutzen musst. Du kannst erklären, dass du einfach keine sexuelle Anziehung fühlst, bis du eine emotionale Verbindung mit jemandem aufgebaut hast. Das kann ein Weg sein, einfacher in die Konversation einzusteigen, ohne gleich Labels anzubringen.
Wie erkläre ich Demisexualität?
Es kann schwer sein, Demisexualität zu erklären, einfach weil viele Menschen noch nie davon gehört haben und deshalb keine Basis haben, um zu verstehen, was es ist. Beginne mit der Definition: Demisexuelle sind Menschen, die sich nur sexuell zu Menschen hingezogen fühlen, mit denen sie eine starke Verbindung aufgebaut haben. Du könntest versuchen zu erklären, dass, genau wie Heterosexuelle und Homosexuelle sich zu einem Geschlecht hingezogen fühlen und Bisexuelle zu zwei (oder mehr) Geschlechtern, Demisexuelle sich zu niemandem hingezogen fühlen, bis sie diese Verbindung spüren. Es kann vielleicht hilfreich sein, es als Unterkategorie von Asexualität zu erklären, was als das „Gegenteil“ von Bisexualität erklärt werden kann, da Asexuelle sich zu keinem Geschlecht hingezogen fühlen.
An diesem Punkt möchte die Person vielleicht mehr wissen. Die anderen Artikel auf dieser Seite bieten Antworten auf andere Fragen, die dir vielleicht gestellt werden. Wenn die Person vertrauenswürdig und einfühlsam ist, und du dich wohl fühlst, würden sie vielleicht gerne mehr darüber hören, was Demisexualität für dich persönlich bedeutet und wie du es erlebst.
Denk daran, dass du nichts erklären musst. Wenn du dich nicht wohl dabei fühlst, etwas zu erklären oder mit anderen zu teilen, ist es vollkommen in Ordnung, die Person zu dieser Webseite oder einer anderen Quelle weiterzuleiten, sodass sie ihre eigene Recherche betreiben können.
Was, wenn es nicht gut abgelaufen ist?
Wenn die Person es einfach nicht zu verstehen scheint, egal, wie viel du erklärst, kannst du sie an eine Webseite wie diese weiterleiten, die die Erklärung für dich übernimmt. Du musst dir vielleicht andere Wege ausdenken, es der Person zu erklären, und einer davon dringt vielleicht durch.
Wenn es schlecht abgelaufen ist, empfehle ich, der Person etwas Zeit zu lassen, um alles zu überdenken. Wenn sie demgegenüber offen scheinen, sende ihnen Links zu weiteren Informationen, sodass sie weiter darüber nachdenken können. Besonders für Eltern können Neuigkeiten wie diese ein Schock sein, sodass sie vielleicht etwas Zeit brauchen.
Nach einiger Zeit (eine Woche oder ein Monat, vielleicht) kannst du versuchen, das Thema wieder anzubringen, wenn du denkst, dass die Person Zeit hatte, sich zu beruhigen. Du kannst versuchen, einen Verbündeten zu gewinnen, wie Geschwister oder gemeinsame Freunde, um dir zu helfen. Letztendlich solltest du deine beste Urteilskraft benutzen und immer daran denken, dass deine Identität berechtigt ist, egal, was andere sagen.